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Clara von Finelles
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Clara von Finelles "Das finanzielle Verstehen liegt bei Frauen im Vordergrund"

Sonja Egger
von: Sonja Egger10 min Lesezeit

Wir haben uns mit Clara von Finelles zusammengetan und organisieren für euch ein “Frauen&Finanzen” Vorsorge Special Event.

Im Rahmen dieses Events wollen wir euch natürlich auch Clara etwas genauer vorstellen und haben sie zu einem Interview gebeten.

Selma Finance: Hallo Clara, wir kennen dich ja bereits - kannst du dich trotzdem kurz unseren Leser:innen vorstellen?

Clara: Ja, klar. Mein Name ist Clara Creitz und ich bin die Gründerin von Finelles. Ich selber habe 10+ Jahre in der Finanzbranche gearbeitet und bin mittlerweile zertifizierte Finanzplanerin.

Was genau bietest du deinen Kundinnen an?

Mit Finelles biete ich Finanzbildung und - Coaching an, spezifisch für Frauen, um sie mit ihrer finanziellen Unabhängigkeit zu unterstützen. Beispielsweise biete ich eine Investment Class an und zeige einer Gruppe von Frauen, wie genau sie ihr Portfolio aufsetzen können mit ihrer eigenen Strategie.

Wie würdest du deine “durchschnittliche” Kundin beschreiben?

Sehr unterschiedlich von der Lebenssituation, allerdings vereint viele der Frauen die Sorge um die Altersvorsorge, aber auch das Interesse, mit ihrem Geld mehr zu verdienen. Ich denke, was bei Frauen anders ist, ist die Herangehensweise. Männer starten häufig mit irgendwas und lernen auf dem Weg - ganz im Spirit von “Learning by Doing”. Bei vielen Frauen steht das Verstehen im Vordergrund d.h. sie wollen erst verstehen, was sie machen, bevor sie es umsetzen. Ich denke, beide können voneinander lernen, Frauen können ruhig mutiger sein und Männer würden manchmal von einer klaren Strategie profitieren.

Du fokussierst dich vor allem auf, Frauen bei finanziellen Themen zu unterstützen - wie bist du dazu gekommen?

Mir ist in der Bank aufgefallen, dass viele Frauen in der Bank sich auch nicht um ihre Finanzen kümmern, wenn sie nicht gerade Beraterinnen sind. Ich habe mich dann gefragt, wie es anderen Frauen geht - außerhalb der Branche. Und bei meiner Recherche haben viele gesagt, dass sie sich gerne um das Thema kümmern möchten, aber keinen Zugang haben. Entweder weil sie der Branche nicht trauen, weil 80% der Berater männlich sind. Viele schüchtert das ein. Meistens weil sie glauben, über den Tisch gezogen zu werden und weil sie aufgrund des fehlenden Wissen nicht ganz verstehen, ob das Produkt gut ist. Nicht ganz zu unrecht, eine Studie aus Deutschland zeigt z.B., dass Frauen häufig eine kürzere Beratung erhalten, seltener angerufen werden vom Berater und  gleichzeitig teurere und weniger rentable Produkte haben. Das war für mich dann der Startschuss zu sagen, ich möchte aufklären und Frauen helfen, das System besser zu verstehen.

Was fasziniert dich am Thema “Finanzen” am meisten?

Zum einen die emotionale Seite - viele haben Glaubenssätze zu Geld aus ihrer Erziehung oder Erfahrung, die sie dabei hindern, wirklich aktiv zu werden und Geld positiv zu sehen. Geld ist einer der Top Stressfaktoren für viele, d.h. Geldthemen zu lösen hat nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch für das eigene Wohl. Das andere, was mich fasziniert, ist, dass man relativ schnell die richtigen Bausteine setzen kann für die Zukunft, ohne dass es kompliziert wird, wenn man es einmal verstanden hat.

Du sprichst viel über das Thema "Vorsorge", wie genau sieht deine Arbeit bei diesem spezifischen Thema aus?

Ich spreche das Thema Vorsorge deswegen an, weil es für viele ein Thema ist und trotzdem viele nicht genau verstehen, welche Hebel sie nutzen können. Hier rede ich häufig über das Vorsorgesystem und wo Fallstricke sind, aber auch Opportunitäten. In meiner direkten Arbeit geht es dann eher um welche Produkte man wählen kann und welche sinnvoll sind, angefangen vom Pensionskasseneinkauf über 3a zum freien Vermögen.

Welche Unterschiede gibt es zwischen der Vorsorge für Männer und der Vorsorge für Frauen? Worauf müssen Frauen besonders achten?

Der Hauptunterschied bei Frauen liegt  zum einen im Gender Pay Gap von ca. 20% , der durch Berufswahl, Teilzeitarbeit, Berufsphasen aber auch teilweise Benachteiligung von Frauen entsteht. Dies führt zu weniger Rente im Alter, aber auch weniger Vermögen, was man aufbauen kann. Frauen erhalten in der Schweiz durchschnittlich 37% weniger Rente. Gleichzeitig investieren Frauen weniger und haben auch seltener ein 3a Konto, wegen dem geringeren Einkommen und Vermögen. Das wiederum hat negative Effekte auf das langfristige Vermögen.

Daher ist es wichtig als Frau, gerade wenn man mehr Care Arbeit übernimmt, dass zumindest in die Vorsorge weitergezahlt wird. Ganz prekär sind Konkubinatspaare, die Kinder haben und die Frau übernimmt die Care Arbeit, dort hat sie kaum eine Absicherung.

In der Schweiz arbeiten viele Frauen Teilzeit, welche Auswirkungen hat eine Arbeitspensumsveränderung auf die eigene Vorsorge? Was gilt es hierbei zu beachten?

Teilzeitarbeit führt zu einer Teilrente. Je weniger ich verdiene, desto weniger zahl ich in die AHV und PK ein. Unter einem Salär von CHF 21.510,- zahle ich gar nicht erst in die PK ein. Verdiene ich mehr als das, ist der Koordinationsabzug aber recht wichtig. Das bedeutet, dass die Pensionskasse von meinem Salär einen fiktiven Abzug von CHF 25.095,- vornimmt. Das, was übrig bleibt, ist der koordinierte Lohn oder der versicherte Lohn. Dieser Lohn ist die Berechnungsgrundlage für die Pensionskasseneinzahlungen. 

Je weniger ich verdiene, desto mehr spüre ich den Abzug. Bei einem Lohn von 80.000,- macht der Koordinationsabzug ca. 30% aus, bei einem Salär von knapp 50.000,- dagegen schon 50%. Der Effekt ist, dass nur 50% von meinem Lohn Grundlage für die PK Einzahlungen sind. 

Daher empfiehlt die Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten, das Arbeitspensum einer Frau auf Dauer nicht unter 70 % fallen zu lassen.

Was sollte man unbedingt bei der Vorsorge beachten, wenn man eine Familie hat?

Neben dem Thema Teilzeitarbeit, sind andere Themen auch wie die Situation im Fall von Invalidität und Tod aussieht. Denn sobald man vom Einkommen abhängt, einer Person und dieser Person etwas passiert, dann kann es sein, dass die Familie in eine Schieflage kommen kann. Daher lohnt es sich mal zu schauen, welche Leistungen man erhält in beiden Szenarien sowohl für Unfall als auch bei Krankheit und ob etwaige Lücke vorliegen. Diese kann man mit einer Risikolebensversicherung bzw. einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung absichern.

Am 17.11. haben wir das Vergnügen, gemeinsam ein Event rund um das Thema Frauen, Finanzen und Vorsorge zu veranstalten.  Warum liegt dir dieses Thema so am Herzen?

Weil, wie schon erwähnt, Frauen andere Situationen haben und ich gerne weiterhelfen will, hier mehr Frauen Wege aufzuzeigen, wie sie ihre Situation optimieren können und ein besseres Gefühl haben, wenn sie an ihre Finanzen denken.

Kannst du uns schon einen kleinen Teaser geben, was wir von dir hören werden?

Ich werde sicherlich tiefer in das Thema Vorsorge eintauchen und Tipps und Tricks mitgeben, was man für sich nutzen kann. Ausserdem möchte ich auch auf das Thema Vermögensaufbau eingehen und wie man manchen Gender Gaps selber aktiv entgegenwirken kann.

Danke für deine Zeit und das Interview, Clara. Wir sehen und hören uns am 17.11. in Zürich.

Fühlst du dich angesprochen und möchtest noch mehr über das Thema "Frauen und Vorsorge" hören? Dann schau doch bei unserem Event am 17.11. in Zürich vorbei. Dort hast du die Möglichkeit dich unter anderem mit Clara, der Selma crew und anderen gleich gesinnten auszutauschen und einen schönen Abend zu geniessen.

Über den Autor
Sonja Egger

Sonja Egger

Sonja ist Kommunikationsexpertin mit Erfahrung in Medien und interkultureller Kommunikation. Sie ist hier mit der Mission, vielfältigen, interessanten und unterhaltsamen Content zu erstellen. Nach der Arbeit schwingt sie den Pinsel oder sieht sich Katzenvideos an. 😺

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